"Ja, hallo Ami, ich bin gleich wieder da." Die unvergeßlichen ersten Wörter von Herrn Strege werden immer in meiner Erinnerung sein. Ich hatte eben die erste Besprechung mit Herrn Sieh und meinen Gasteltern (wobei ich ungefähr zwei ganze Sätze verstanden habe), und nun fing der erste Schultag an. Wie wir alle wissen, Herr Strege hatte nie Zeit, aber irgendwie hat er es doch geschafft, mir in meinen ersten paar Tagen hier zu helfen.

Am ersten Tag wurde ich zu zwei Stunden Geschi - LK und zwei Stunden Deutsch - LK geschickt. Ich kann mich nur noch erinnern an Herrn Baiers Zitat: "Jetzt werden wir ganz international! Wir haben einen Franzosen, einen Russen und nun noch eine Amerikanerin. Die Deutschen werden hier eine Minorität!" (und das war fast wahr!). Aber ich konnte nur nicken und lächeln die ganzen zwei Stunden, weil alles so schnell ging und ich gar nichts verstehen konnte. (Zwei Jahre Deutsch in der Schule haben doch überhaupt nichts gebracht.)

Und dann Deutsch-LK, wo irgendein Gedicht, das ganz, ganz alt war (älter als Amerika selbst) vor mir lag, und alles, was ich denken konnte, war: "Wo ist mein Englisch-Deutsch Wörterbuch?!"

Na ja, ich habe mich dann doch für andere LKs entschieden: Englisch (hee! hee!) und Bio, und die Zeit ist schnell, fast zu schnell, rumgegangen. Ich habe die Kuchen in Englisch genossen (vielleicht kann ich das in Amerika einführen, es würde eigentlich sehr gut klappen, die Amis sind nämlich öfter spät als die Deutschen). Und Bio... Bio war immer spaßig, am meisten, wenn Herr Heitmann versucht hat, mit mir mit Händen und Füßen zu sprechen: "Ami, verstehst du mich? Träumst du schon auf Deutsch?", mit den Händen in Schlafposition.

Peinliche Sachen passieren, es scheint, echt nur mir. Ihr Deutschen habt einfach perfekte Koordination. Viele peinliche Dinge sind mir zwischen den Wänden des Städtischen Gymnasiums passiert. Zum Beispiel, als ich in den Tannenbaum gegangen bin, weil ich einfach nicht geradeaus geguckt habe, oder als ich keine einzige Tür aufgekriegt habe. Das mit den Türen zwischen Neubau und Altbau kapiere ich immer noch nicht - Wenn man von einer Seite, und nur von einer Seite drücken soll und kann, und von der anderen Seite nur ziehen kann, wieso gibt es Klinken an beiden Seiten?!

Was das Leben in Segeberg angeht, mir war es ein bißchen unangenehm als ich herausgefunden habe, dass ein paar, genauer gesagt, fast alle Segeberger mehr von Indianern und Cowboys wissen als ich. Das flache Schleswig-Holsteiner Land, wo es fast immer regnet, war auch sehr interessant - ich habe noch nie in meinem Leben so flaches Land gesehen!

Ich habe es eben hier gesehen, daß die Deutschen nicht nur die Bayern mit Bier, Sauerkraut und Eisbein sind. Ich habe so eine wundervolle Sache wie "Kinder" - Überraschungseier noch nie in meinem Leben gegessen und ich habe mich endlich an mein Fahrrad - und nicht mein Auto - gewöhnt.

Ist es hier perfekt? Fast. Ich finde, ihr könnt aber ruhig mal Karneval oder Oktoberfest in Segeberg einführen.

Ich habe eine "geile" Zeit hier bei Euch gehabt und ich danke Euch für alles und wünsche euch Abiturienten 98 viel Spaß und Glück im Leben!

Eure Ami Pakeh




Wenn man mich in Frankreich fragt, wo in Deutschland ich gewesen bin, erzähle ich meistens von Norddeutschland. Einige Leute sind sogar der deutschen Geographie kundig und wissen, wo z.B. Hamburg und Kiel liegen, manche haben sogar schon von Lübeck gehört. Doch keiner weiß, wo Bad Segeberg liegt. Umgekehrt weiß keiner in Deutschland, wo Brest liegt, kennt aber Salon-de-Provence, eine Stadt, die in Frankreich nahezu unbekannt ist. In Deutschland kennt aber fast jeder Bad Segeberg und war zu den Karl-May-Spielen schon einmal dort.

Diese habe ich zweimal miterlebt, doch die Freude, die man daran haben kann, ist mir, zugegebenermaßen, entgangen.

Aber irgend etwas Außergewöhnliches muß es in Segeberg geben. Vielleicht sind es die Kalkberghöhlen, vielleicht aber auch der Kalkbergkäfer, dieses Unikum, welches ich persönlich nie zu Gesicht bekam.

Der Lindenhof ist es bestimmt nicht, da es den überhaupt nicht mehr gibt. Kraft und dessen Kantine gilt nur als Symbol und war auch das erste Gebäude, das mir auffiel, als ich nach Segeberg kam.

Also müssen es die Leute sein. Spaßig sind diese bestimmt. - Verrückt? Einige schon. - Weltoffen? Wenn man davon ausgeht, daß sich die Welt um Bad Segeberg dreht: Ja. Darum versammeln sich hier ja auch immer die verschiedensten Nationalitäten, wie im unvergeßlichen, unvergleichlichen, unvergessenen, unerreichten, unvergänglichen Jahr 1997.

Auf jeden Fall bleibt mir eine erfreuliche Erinnerung meines Aufenthaltes in Segeberg und auf dem Städtischen.

Wünsch Euch allen viel Spaß beim ABI!

der Franacke

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