...bin ich ein Gott? Deutsch-LK Schmitt

Am Anfang des 12. Jahrgangs versammelte sich eine Schar junger unwissender Schüler, um ihrem neuen Herrn und Meister Norbert "Der aus dem Walde kam" Schmitt entgegenzutreten. Unvorbelastet und unvorbereitet trafen folgende 13 Glückspilze aufeinander: Angela, Anne, Annika, Denise, Henrike, Lars Eric, Lina, Maren, Moira, Stefanie, Stephan, Susanne und Torge. Obwohl wir auf die Unterstützung dreier unserer Teamkollegen Henni, Maren und Torge, bald verzichten mußten, ließen wir uns die Stimmung keinesfalls vermiesen.

Schon nach relativ kurzer Zeit stellten wir fest, wie gut wir es mit diesem Kurs getroffen hatten. Denn Nobbi verstand es immer wieder, den eigentlichen Unterrichtsstoff in den Hintergrund treten zu lassen, während er versuchte, uns eben diesen anhand lustiger und verblüffender Geschichtchen seines Alltags näher zu bringen. So hörten wir Unglaubliches von Handwerkern, jährlich wiederkehrenden Alpträumen, Wehrdiensterlebnissen und seiner Studienzeit. Wir verbrachten die eine oder andere Stunde damit, Diskussionen über anormale

Fähigkeiten wie Ohrenwackeln, Händeverdrehen, Nasenspitze-mit-der-Zunge-berühren- Können und Faust-in-den-Mund-stecken oder Verhaltensweisen wie Popelfressen oder Kragengucken zu führen. Auch die obligatorische, meist grinsend gestellte Frage: "Haben Sie gestern abend zufällig Fernsehen geguckt?", was wir meist nicht hatten, ist uns nicht fremd. Die nachfolgenden Debatten machten einen enormen Teil des Unterrichtsgesprächs aus und gehörten einfach zu jeder Besprechung der wenigen Lektüren dazu, die übrigens zuvor meist von Elftklässlern gelesen worden waren. Faszinierend war auch das Arbeitsmaterial, mit dem er den Unterricht zusammen mit uns bewältigte. Außer der Lektüre benötigte unsere Fachkraft lediglich einen Kugelschreiber, ein Stück Kreide und ein leeres Blatt Papier. Die Tafelbilder, die er mit dieser "Zauberkreide" entwarf, grenzten an Genialität. Besonders erstaunlich war, daß er in der Lage war, uns mit einer einzigen Skizze, bestehend aus einem Kreis und einem Kreuz irgendwo im, am oder um diesen plaziert, so ziemlich jeden Sachverhalt und jede Theorie zu erklären. Die Erläuterungen unseres Meisters waren von so präziser Trivialität, daß sich kaum einer von uns genötigt sah, sein Heft durch Eintragungen zu beschmutzen.

Doch dann geschah das Unfaßbare. Er ließ uns allein, für ein halbes Jahr. Unser Leittier war fort. Doch den wahren Meister sollten wir erst kennenlernen. In der Gestalt von Bärbel Sellmer betrat eben dieser den Klassenraum. Sie entlockte uns Fähigkeiten, von denen keiner von uns auch nur geahnt hätte, dass wir sie besitzen. Doch an zensierte Hausaufgaben und Gruppenarbeit mussten wir uns erst noch gewöhnen. Als wir unsere Klausuren mit erstaunlich guten Ergebnissen wiederbekamen, wussten wir: Lernen schadet nicht immer!

Nach einem halben Jahr kam Nobbi frisch und munter zurück, und all die Dinge, die wir schmerzlich vermisst hatten, Waren wieder da. Das "Alle-10-Minuten-auf-die-Taschenuhr schauen" und früher Schluss machen, Kaffee trinken gehen und die spannenden Geschichtchen waren wieder da. Auch wurden wir nicht mehr übermäßig gefordert: "Wir können das Kapitel, das ihr lesen solltet, noch nicht besprechen, ich hab es selbst noch nicht gelesen!". Die eingelegte Pause schien auch sein Gehör geschärft zu haben. Jede Unterhaltung zwischen Lina und Angela hielt er naiv für einen konstruktiven Beitrag am Unterricht, was die liebe Lina ein ums andere Mal zur Weißglut brachte, da sie seine ständigen Einmischungen in höchst private Gespräche stark mißbilligte. Wir fragen uns bis heute, wie er ohne Klagen Susis Aktivitäten während des Unterrichts hinnehmen konnte, während wir uns verzweifelt fragten, wann sie endlich aufhören würde zu essen, sich einzucremen, Bonbons zu lutschen, zur Cafeteria zu gehen oder der Toilette einen ihrer zahlreichen Besuche abzustatten.

Alles in allem haben wir vielleicht weniger gelernt, gelesen, gearbeitet, geschafft, geübt und gecheckt als der Konkurrenzleistungskurs, dafür war es bei uns garantiert amüsanter, entspannter und interessanter. Wenn wir auch nach wie vor wenig von Literatur verstehen, so haben wir doch fürs Leben gelernt. Das Wichtigste: Sage niemals beim ersten Rendezvous zu deiner Angebeteten: "Und du bist ein Weibsbild! Sapperment, wir wollen eine Zucht von Tambourmajors anlegen!".

In diesem Sinne Denise und Stephan

PS: Lieber Herr Schmitt! Wir haben uns Mühe gegeben, keine Klammern zu verwenden, Wiederholungen zu meiden und richtig zu zitieren! Wir hoffen, Ihnen hat der Unterricht mit uns auch ein wenig Spaß gemacht.


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