Wie aus Lübcke Lübeck wurde

Es war einmal vor langer, langer Zeit auf einer Landzunge nahe eines Seebusens ein Wild, das einem Baier, edler Bittner des Rechts, gehörte. Durch dieses Wild führte eine Straße, welche die kürzeste Verbindung zwischen Petersdorf und Lübcke darstellte. Doch inmitten all dieser zahllosen Bäume dieses Wildes trieb der böse Räuber Lotzenplotz sein Unwesen, so daß keine Kutsche unberaubt durch das Wild kam. Dennoch hatte es der Räuber Lotzenplotz immer schwerer, denn die Bürger von Petersdorf und Lübcke wurden immer ärmer, und allmählich war auch ein Überfall auf Trapps Rennbahn bei Lübcke keine Mühe mehr wert, da die Bürger kein Geld mehr zum Wetten hatten. Trotzdem wollte der Räuber nicht den ehrlichen Weg wie sein Bruder einschlagen, der vor Jahren als Benscher nach Texas auswanderte und sich dort eine Banch kaufte.

Zur gleichen Zeit fuhren drei gar drollige Gesellen mit ihrer Kutsche durch das Wild, da niemand sie vor dem bösen Räuber gewarnt hatte. Der Woitke unter ihnen war Koch und Begründer der neuen „Coch-am- Ski”-Methode,
Wulff dagegen war Inhaber eines BusseUnternehmens und mußte alles aufgeben, da seine neue I-Klasse beim Wolf-Test umgefallen war. Sein ihm treuer und ergebener Diener Osemann war mit ihm gekommen, da er, obwohl er eigentlich Ingenieur war, nie etwas richtig machte und es sein Verschulden war, daß der Wolf-Test dem Wulffschen Unternehmen zum Verhängnis wurde. Sie alle waren schon lange unterwegs und fast nie auf der Sonnenseite des Lebens gewesen.
Unterdessen Schmitt der Räuber Lotzenplotz ein paar Äste durch, um das Holze anschließend als Brenscheidt in die Brenn-ecke zu werfen. So saß der vom Leben gebeutelte Räuber Lotzenplotz in seiner Höhle, wartete, bis das Holze Gloehte, schweifte in Gedanken an die gute alte Zeit, aß genüßlich ein Roggonbrötchen, das er sich auf seinem letzten Raubzug erstohlen hatte, und war erstaunt, wie Gud er das konnte.
Die drei gar drolligen Gesellen in der Kutsche, die zu so später Stund' durch den Wald fuhren, kamen natürlich - wie noch nie jemand zuvor - von der einzigen Straße des Wildes ab und verirrten sich dort.

Unterdessen wartete Graf Sieh seit Tagen auf die ihm vom König versprochene Unterstützung im Kampf gegen den von Grund auf bösen Lotzenplotz, denn er mußte seinen Pflichten als Graf nachkommen und den Einwohnern von Petersdorf, die vom Wild abgeschnitten von der Außenwelt waren, die Angst nehmen. Sein Vollrath Oumar drängte ihn zum Aufbruch in dieses abgelegene Doerfel, weil schon wieder aus einer „kleinen” Besprechung ein Dreistundengespräch wurde und er deshalb spät aus St. Rege aufbrach.
Auf der einsamen Straße in Lübcke, das übrigens 100 Jahre später in Lübeck umbenannt wurde, weil Lübcke als Name für die wirtschaftsboomende Schwellenstadt zu popelig klang, war eine Baustelle. Daher mußte der Graf den ungeliebten Weg durch das Wild nehmen. Plaß im Gesicht, doch Muthig, wie er war, ritt er wie ein besessener Jäger auf der Jagd in das Wild hinein - jeder Außenstehende hätte ihm „Heitmanns Weil” gewünscht!
Doch es hatte noch nie zuvor einen Reiter gegeben, der nicht unbeschadet durch das Wild kam. So wurde auch er ein Opfer des Lotzenplotz...

Da seit Tagen kein Mensch das Wild passierte, ging der Räuber Lotzenplotz, sichtlich gelangweilt, Richtung Mistfeldt und ließ dabei seinen Blick durch das dunkle Wild schweifen. Plötzlich sah er den Grafen näherkommen, und es dauerte nur wenige Augenblicke, bis dieser hilflos auf dem Boden lag und mit den Beinen Zabelte. Genauso überrascht war er auch, als er feststellen mußte, daß der Ranke und Kleine Neumann Woitke mit seinen zwei gar drolligen Wegbegleitern, die Franck und frei hinter ihm herliefen, aufmauckten und den Räuber Zerfetztken. Bevor dieser starb, Thieste er noch dreimal, weil Woitke ihm Nölckenpulver unter die Nase hielt. Er war überglücklich, da das Pulver nur durch die „Coch-am-Ski”-Methode gewonnen werden konnte und alle Welt von dem Erfolg der Koch-Methode erfahren sollte, daß sie gewürgt hatte.
Die Birger in ihren Großheimen konnten seitdem wieder ruhig schlafen, auch Trapps Rennbahn wurde bald wieder eröffnet und vom Wirtschaftsboom voll mitgerissen.

Susi und Christian



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