Lieber Ohne Nachtschlaf Denn Ohne Nahrung

Die wohl kürzeste, teuerste, mit Aktivitäten ÜBERladenste, aber beste Fahrt, die es bis dato gegeben hat. Hab Dank, großer Muth, daß wir mit dem Schiffle übers Meer durften und dabei beim all-you-can-eat-Buffet neue Dimensionen in Sachen Magenkapazität durchlebten, und auch respect to MC Studer, der als unwürdiger Lehrling die Kemenate mit dem Meister teilen durfte.
Das bedingte Alkoholverbot, um die deutsche Anstandsmoral aufrechtzuerhalten, wurde von uns, welch Wunder, natürlich streng eingehalten - oder auch nicht, da englische Transportmittel eh nur mit breiten Engländern gefüllt zu sein scheinen.
Aber das waren nur Begleiterscheinungen, bis wir in London ankamen und zuerst zu Fuß bis zu unserer Luxusherberge gelangten, welches sich mit 20 kg Dosenextragepäck als äußerst effektives Fitnessprogramm herausstellte. Doch alle Tortur hat mal ein Ende, auch für Patrick, der sich redlich mühte, mit seinen drei Beinen den Anschluß zu halten. Im „Generator“ fanden wir einen Hafen der Ruhe und Ausgeglichenheit, sanftes Licht liebkoste unsere Augen und Sinne, modernstes Design rundete den Gesamteindruck ab. Voller Erwartungen stiegen wir empor zu unseren Refugien, und tasteten uns durch modernste Sicherheitssysteme an unseren Portalen in unser kleines Privatreich, üppig ausgestattet mit allerlei Luxusannehmlichkeiten, wie einem Bett für jeden, reichlich Platz zur Entfaltung unserer Persönlichkeit und mehr als genug Platz in den Schränken - oder war es doch nur ein Kleiderhaken mit einem Chrombügel, dieser aber in Harmonie mit der stilistisch einwandfreien Blauatmosphäre? Nach der ersten gemeinsamen abendlichen Speisung formte sich ein Bild in unser aller Köpfe: Hurra - wir sind da! Rotkäppchen auch.
Richtigen Appetit zeigte unser lieber Rotschopf Martin, der es sich nicht nehmen ließ, auf seine Studienfahrt mitzukommen und uns durch seine spitzfindigen und intelligenten Bemerkungen, immer wieder ein verhaltenes Schmunzeln abzuringen. Er verbrachte eh die ganze Zeit mit uns, ohne ihn wär’s echt weniger gewesen. Aber er hat die Docklands verpaßt. Jene erhebende Exkursion in ein Reich der mondänen Bauarchitektur, einem Flecken, wo Zivilisation greifbar ist, eine zu Stein gewordene Skulptur menschlichen Schaffens.
Das Night-life war teuer und exklusiv. Viel Zeit verbrachten wir in der hoteleigenen Privatbar mit umfangreichen Annehmlichkeiten, die auch eine uns von der Überfahrt bekannte Horde in Anspruch nahm, über deren Geschmack sich jedoch streiten läßt, wenn sie sogar uns, und nach längeren Ringen Paddy, zurückwiesen. Leider gelang es Jenny nicht, mit uns in einen ausgesuchten Club zu gehen, aber wenn die Süßigkeiten dermaßen schwer im Magen liegen, kann man das auch verstehen. Ansonsten kennen wir jeden Park in 1 Kilometer Umkreis unserer Herberge, welche wir auch oft frequentierten, (eigentlich nur) und Yellow Mellow als unseren abendlichen Führer erkoren, der uns regelmäßig zum Tottenham court square führte, wo wir sogar germanische Rangelspiele einem erlesenen Publikum vorführten. Wir machten auch mit liebreizenden Damen zumeist in Telefonnischen Bekanntschaft und konnten uns nie gegen ihre Nummern wehren. Die Rückfahrt war mit genügend Seegang verbunden, um Sebi nach einem üppigen Mal erst mal auszuschalten, später gesellten sich auch Pieli, unser kleiner Feuerlöscherteufel und manischer ‘ich komm um 4 Uhr nachts, ihr seid alles Schwuchteln, weck euch alle und erinnere mich morgens an nichts mehr‘ Kandidat, und unser unglückliche Lover J.P. zu dem Unglücklichen, nachdem wir den sämtlichen Wasserpistolenvorrat aufgekauft hatten.
But always keep in mind: Wenn ihr in London seid, kauft euch Red-eye reducing drops. Sorry for all I didn´t mention, keep the spirit alive.

Malte Mau

---

Maltes Version der Londonfahrtsbeschreibung ähnelt im großen und ganzen doch so sehr der unserigen, daß wir nur noch ein paar Punkte aus unserem Artikel hinzufügen möchten, die wir für erinnerungswert halten und unsere Fahrt vielleicht noch ein wenig genauer charakterisieren:
Das Essen im Londoner Hotel THE GENERATOR, welches uns stark an das Raumschiff 'Orion' erinnerte (blaues Licht auf allen Fluren, Feuerschutztüren, viel Metall, vertrauenerweckende Zahlenschlösser an jeder Tür und sehr einprägsame Symbole an den Klotüren: Schraube und Mutter), überraschte durch vielfältige Geschmacklosigkeit: Pommes mit Blumenkohl, Pommes mit Erbsengratin oder, ganz anders, Kartoffelgratin mit Kartoffelpüree. Wir versuchten es, wie Herr Muth, als eine Erfahrung zu sehen, aber es wollte uns einfach nicht gelingen!
Wir hatten Glück mit dem guten Londoner Wetter, obwohl man jeden Morgen beim ersten Blick durch das verwarzte Fenster unseres Wohnkäfigs dachte, es sei neblig.
Da wir leider nur drei Tage dort waren, blieb uns nicht viel Zeit für Besichtigungen - das wenige aber, was wir sahen, gefiel uns wirklich gut: Westminster Abbey von außen (soweit wir über die Köpfe der Kamerateams hinweg erkennen konnten, sah es aus wie auf jeder Postkarte), Buckingham Palace von außen (soweit wir durch das Meer der Blumen hindurchgucken konnten,...), St. James Park, British Museum (riiiiiiieesengroß), Docklands (weder für Party- noch Naturfreaks empfehlenswert), „Shakespeare Museum” (für jeden Englisch-Muth-LKler ein Muß), „A Midsummer Night's Dream” auf der Freilichtbühne im Regent's Park, => viele, viele Fußmärsche.
Eine Überfahrt mit der Fähre dauert zwar länger als ein Flug, ist aber empfehlenswert, da einem zu solch günstigen Preisen in London nirgendwo so leckeres Essen über den Weg laufen wird und man dort viel Spaß bei Wasserschlachten und mit volltrunkenen Menschen haben kann, die entweder um die Wette kotzen oder wahlweise im Kollektiv über die Reling pissen!!!
Allen uns folgenden Londonfahrern wünschen wir viel Spaß, viel Geld und wenig Sperrstunden!

Jenny, Denise und Inge


zurück zum Inhaltsverzeichnis